Lese-Tipp „Journalistisches Schreiben“ 

 

Journalistisches Schreiben

Rene J . Cappon

Autorenhaus Verlag Berlin, 16,80 €
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clock46 Lesezeit: 1,5 Minuten

Nachrichten sind die Basis des Journalismus. Gut geschriebene Nachrichten sind der Leim, der Leserinnen und Leser bis zum Schluss am Text „kleben“ lässt. Wie aus Informationen spannende Meldungen, Berichte und Features werden, zeigt Rene Jacques Cappon in seinem Klassiker  „Journalistisches Schreiben“.

Als Chefredakteur wachte Cappon bis in die 1980er Jahre hinein über Entwicklung, Struktur und Schreibstil der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Er kennt den Kampf der Schreibenden, die Wörter „richtig hinzukriegen“, wie es Ernest Hemingway formulierte, auch ein früherer AP-Mann. Cappon weiß also um die Notwendigkeit des „zweiten Blicks“, damit die Informationen präzise, eindeutig, lesefreundlich und zugleich spannend transportiert werden.

Diesen „zweiten Blick“ zu verinnerlichen, die Texte auf Wahrhaftigkeit, Präzision und Klarheit hin zu überprüfen und zu redigieren – das ist Cappons großes Anliegen.

Sprachlogik und Sprachmelodie

Neben Tipps und vielen Beispielen, wie sich Floskeln, Verwaltungssprache und abstrakte Beschreibungen durchbrechen lassen, führt uns Cappon zur Grundfrage allen guten Schreibens: Jener nach der Sprachlogik.

Wenn etwas „möglicherweise mit absoluter Sicherheit“ gesagt wird, wenn Verschachtelungen den Weg zur Kernaussage unendlich werden lassen, wenn die Nachricht im Nebensatz erscheint, dann rät Cappon zum Umschreiben. 

Seine Ratschläge sind gut zu merken: Beispielsweise empfiehlt er eine durchschnittliche Satzlänge von 17 Wörtern für mehr Klarheit und Ausdruckskraft. Und den Punkt als „Gegengift“ für Konjunktionen, Partizipial- und Relativkonstruktionen.

Um die Sprachmelodie zu erhalten, greift er auf die alte Journalistenregel „vorlesen“ zurück So lassen sich am Besten holprige Stellen erkennen und an Sprachrhythmus und -melodie feilen.

Handwerk bleibt Handwerk

Seine Hinweise unterlegt Cappon mit Vorher-Nachher-Varianten und mit Formulierungs-Listen. Er gibt Hinweise für richtiges Zitieren und die Frage, wie der atmosphärische Einstieg in ein Feature gelingt.

Kurzum: Cappon erläutert die Kunst nachrichtlichen Schreibens – und büßt damit 15 Jahren nach dem Erscheinen nichts an Aktualität ein.